Strand und Bahnhof
Wir brauchten drei Anläufe über weite Umwege und Hinweise der Bewohner, bis wir einen öffentlichen Strandzugang fanden.
Die Grundstücke von Sanatorien und anderen staatlichen Einrichtungen entlang der Küste versperren nicht nur weiträumig den Zugang zum Strand, sodern trennten auch benachbarte Strandabschnitte.
Das Abkürzen von einer zur Küste führenden Straße zur nächsten über vorhandene Querstraßen oder Wege wurde ebenfalls von Zäunen, Mauern und Toren erfolgreich unterbunden. So blieb uns zwei Mal nur der weite Rückweg, um es mit einem anderen Zugang (laut Karte) zu probieren.
An einem durchgehenden Spaziergang am Strand, wie z. B. an den Ostseestränden, war hier nicht zu denken.
Was für ein Anblick – schon von außen!
Von innen war er ohne Gepäckdurchleuchtung und Körperkontrolle – wie an einem Flughafen – nicht zu besichtigen. Wie ich noch feststellen durfte, ein Standard an Russlands Bahnhöfen. Der Bahnhof in Sotschi wirkte auf mich eher wie eine russische Sehenswürdigkeit, die im Inneren zugleich funktional, übersichtlich und modern gestaltet ist.
Auf den Bahnsteig selbst gelangte man nur mit einer Fahrkarte. Das Bahnhofspersonal war so freundlich und ließ uns zum Fotografieren auf den gerade ungenutzten Nebenbahnsteig. Auf diesem angelangt, wurden wir sogleich von einem anderen Mitarbeiter angesprochen und darauf hingewiesen, dass wir auf den falschen Bahnsteig gelangt seien.
Nach dem Torsten ihm unser Anliegen geschildert hatte und er dabei auch gleich erfuhr, dass wir aus Deutschland mit dem Auto angereist waren, entwickelte sich eine lebhafte Unterhaltung. Siehe dazu Torstens Ergänzungen unten.
Nach der Bahnhofsbesichtigung, der Regen hatte nachgelassen, wollten wir mit einem Taxi zurück ins Hotel. Das verhinderte der stehende Feierabendverkehr. Nach einer dreiviertel Stunde Warten gaben wir entnervt auf und machten uns zu Fuß auf den Weg. Aber auch hier stießen wir auf Hindernisse, da die Stadt an vielen Bereichen nicht auf Fußmärsche eingereicht ist und wir teils nur über Umwege ans Ziel gelangten. Letztlich war der Fußmarsch dann doch doppelt so weit wie angenommen.
Ausflug nach Adler
Am Tag darauf wollten wir mit dem Zug in das 30 Kilometer südliche Adler fahren und dort das Olympische Dorf besichtigen. Wegen Bauarbeiten verzögerte sich die Abfahrtszeit erheblich. Wir wollten uns die Warterei mit einem Cappuccino bzw. Kaffee verkürzen und verpassten prompt den Zug um zwei Minuten. Er fuhr etwas früher als angekündigt.
Statt 368 Rubel für den Zug investierten wir 1.200 Rubel für eine Fahrt mit einem Taxi zum Bahnhof in Adler. Hier macht nicht nur der Preis, sondern vor allem die Fahrzeit den Unterschied. Die Straßen in und um Sotschi sind auch am Tage sehr voll und man braucht viel Zeit und Geduld.
Der Taxifahrer lieferte uns die Erklärung: Vor den Olympischen Spielen 2014 zählte Sotschi etwa 340.000 Einwohner. Das Sportereignis bescherte der Stadt einen derartigen Bauboom, dass sich die Einwohnerzahl von Sotschi innerhalb von nur sieben Jahren verdoppelte. Der Ausbau des Verkehrsnetzes konnte nicht mithalten, schon wegen der geografischen Bedingungen nicht.
Auch hier, auf der zum Meer gerichteten Aussichtsplattform hinter dem Bahnhof, ergab sich wieder eine Gelegenheit, sich mit Russen auszutauschen. Immer wieder erstaunlich: Auch dieses Moskauer Pärchen war recht gut informiert über die deutsche Politik und über deutsche Politiker. Torsten übersetzte die an uns gerichtete (fast) Standardfrage: „Wie läuft es in Deutschland?“
Auch drücken fast alle Gesprächspartner ihr Bedauern über das Brechen der doch so freundlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland aus.
Abends versuchten wir nun wenigstens für die Rückfahrt den Zug zu nutzen, doch fast anderthalb Stunden Wartezeit ließen uns dann doch wieder auf ein Taxi ausweichen.
Allerdings bestätigte die Rückfahrt nach Sotschi nur die Schilderungen des anderen Taxifahrers. Wir brauchten fast anderthalb Stunden bis zu unserem Hotel.
Ergänzung, von Uwe im Text angekündigt.
Nun, so ein Gespräch beginnt mit der Frage seitens des Beamten, was wir hier denn wollen.
Das ist ein guter Einstieg, denn das bietet die Gelegenheit unsere Motive unsers Hierseins darzulegen. Aber praktisch sind wir natürlich begeistert von der Ordnung und Schönheit der russischen Bahnhöfe. Ich erklärte dem Mitarbeiter den Zustand der deutschen Bahnhöfe. Beispiele bieten sich zahlreich und die sind nicht ruhmreich für Deutschland und sein Ansehen in der Welt. Nun, es wird leider sehr intensiv durch die deutsche Regierung daran gearbeitet. Nur in die falsche Richtung.
Auch in Sotschi war wieder interessant, daß einige Städte Deutschlands auch ohne Besuch bekannt sind. Wir stellen klar, daß Deutschland ein sehr schönes Land ist und hoffentlich auch bleibt.
Uwe erklärte mir auch, daß es für ihn sehr wichtig ist in Deutschland , dem Land seiner Geburt, zu leben. Es gibt Traditionen und Werte, die wir gemeinsam schätzen. Stolz könne wir allerdings nur auf die Leistungen der Deutschen sein. Die begangenen Verbrechen mahnen uns. Allein die Herkunft ist für uns noch keine Leistung. Die historische und emotionale Nähe zu den Völkern Russlands ist selbst auf einem Bahnhof, wie in Sotschi, spürbar.
Spannend war die Erklärung, dass der Bahnhof in Adler ja viel schöner sei, weil moderner. Das können wir so allgemein nicht teilen.
Wir haben uns für die Einblicke bedankt.