

Wir standen an diesem Morgen schon sehr zeitig auf, wussten wir doch, dass die Fahrt nach Sotschi mit ca. 720 km zwar nicht unsere weiteste Tagesstrecke auf unserer Rundreise ist, doch mit einer vom Navi prognostizierter reinen Fahrzeit von zwölfeinhalb Stunden, die mit am längsten dauernde Strecke werden würde. Aus unserer Erfahrung bei der Herfahrt wussten wir, dass noch ein bis anderthalb Stunden für die Kontrolle an der Brücke bei Kertsch zusätzlich zu veranschlagen sind. Obwohl die Kontrolle weniger als eine Stunde dauerte, brauchten wir letztlich dennoch insgesamt über 15 Stunden bis Sotschi.
Für das Frühstücksbüfett des Hotels waren wir 20 Minuten zu früh. Um Zeit zu sparen, ließen wir es wegfallen und wollten beim ersten Fahrerwechsel eine Kleinigkeit als Frühstück essen und trinken. Kurz nach Simferopol war es so weit. Von dort an fuhr ich weiter.
Torsten betonte beim Wechsel, es soll auf unserer Tour gerecht zugehen, und so überließ er mir großzügig die zweite Brückenquerung. Er wollte währenddessen gute Fotos aus dem Auto heraus machen – die ihm auch gelangen. (Siehe Auswahl unten)
Zuvor aber wieder die strenge Kontrolle an der Brücke. Nach dem Umkurven der dicken Betonblöcke und Einweisung durch das Bewachungspersonal standen wir vor einer großen Röntgenhalle. Das komplette Gepäckausräumen und das separate Durchleuchten des Gepäcks entfielen diesmal. Hier kam die ganz große Technik zum Zuge, die Straßenfahrzeuge jeglicher Größe (auch Reisebusse und LKW) in Gänze samt Inhalt durchstrahlte. Natürlich ohne Passagiere.
Torsten, er war Beifahrer, wurde herausgebeten und musste separat, zu Fuß durch die Kontrolle. Ich blieb allein im Auto mit meinem einzigen russischen, halbwegs fließend sprechenden Satz: „Я не понимаю русский язык“ – Ich brauchte ihn bei dieser Gelegenheit. Mehrmals!
Trotz meiner Sprachbarriere verstand ich, alleingelassen in der Röntgenhalle, dass die Beamten nicht meinen Pass, sondern die Fahrzeugpapiere sehen wollten. Ich vermutete diese in Torstens Umhängetasche. Die Beamtin deutete wiederum mein Gestammel richtig: „Мой брат …“. Sie flitzte in den separaten Kontrollraum, erkannte meinen Bruder auf Anhieb und die Sache klärte sich. 😉
Wieder einmal machte ich die Erfahrung: So spröde auch die erste Ansprache sein mag, wenn die Russen gewahr wurden, dass wir Deutsche sind, tauten sie richtig auf und überhäuften uns mit ihrem Wohlwollen. Und das in diesen Zeiten. Ich war immer wieder gerührt.
Nach drei weiteren Betonschikanen sahen wir endlich die großartige Brücke und hatten einen wundervollen Ausblick in alle Richtungen – 19 km lang.
Schussfahrt nach Sotschi
Nach der Brücke und ein paar weiteren Kilometern modernster Autobahn wechselten wir die Positionen und Torsten fuhr ab Vinogradnyi weiter bis nach Sotschi. 350 km, die es in sich hatten.
Da es nur eine Durchgangsstraße entlang der Küste gibt, muss der gesamte Fernverkehr durch die Städte entlang der Küste.
Noworossiysk, die erste zeitliche Hürde auf unserem Weg, war einfach nur dicht. Der Verkehr quälte sich förmlich durch die mehrere Kilometer lange Stadt.

Es wurde langsam dunkel und der dichte Verkehr schlängelte sich nun auf nicht enden wollenden Serpentinen der Küste entlang bis Sotschi.
Um kurz vor 23 Uhr erreichten wir unser Hotel in Sotschi. Das Zimmer war leider etwas klein – egal, Klärung morgen – wir wollten einfach nur ins Bett.
Torstens Anmerkungen:
Nach dem Frühstück fuhren wir froh gelaunt in Richtung Sotschi. Natürlich wussten wir, dass die Kontrolle zur Brücke anstand. Aber wir wussten nicht, dass sich die letzen 180 km wie ein Häkelmuster in die Landschaft prägten, was zu einer unglaublichen Fahrt in der Nacht führte. Nicht nur rasant fahrende Einheimische, sondern auch Sondertransporte mit Überlänge schränkten die Fahrt erheblich ein.
Wir kamen wohlbehalten an. Und das war nicht selbstverständlich.
Nostalgische Bemerkung: In Noworossisk war mein Vater beruflich mit Schiffen der DSR / Deutsche Seerederei und hat uns viel erzählt und mancherlei mitgebracht … so wunderbare weiße Handtücher …
Und gut gesprochen … von den Menschen dort.
Ich wünsche weiterhin gaude Fohrt, holt‘ juch fuchtig, Modders.