Torstens Adresse
Das mit 27 Etagen höchste Gebäude Wolgograds.
Torstens Wohnung befindet sich in der 11. Etage.

Nach der langen, mehrtägigen Autofahrt schliefen wir erst einmal richtig aus. Larissa, die Nachbarin auf der 11. Etage, hatte für uns leckere Speisen gekocht und diese in Torstens Kühlschrank gestellt. Wir waren also für’s Erste versorgt und planten daher ab Mittag uns um einen Ersatz für Torstens vergessene Winterjacke zu kümmern. Auf dieser Einkaufstour begleitete und beriet uns Larissa.


Einer der Herrenausstatter

Wir fuhren in die nahe Torstens Wohnung gelegene Einkaufs-Mall „Мармелад“. Während wir durch die Mall schlenderten, bekam unser völlig verschmutztes und vollgekrümeltes Auto für weniger als 1000 Rubel eine professionelle Außen- und Innenreinigung. Was für ein Service!

In der Mall wunderte ich mich über die offensichtliche Diskrepanz zwischen den angeblich erfolgreichen Sanktionen gegenüber Russland, so wie sie in unseren deutschen Medien gepriesen werden und dem, wie ich sie hier vor Ort einfach nicht finden konnte. Jedenfalls nicht offensichtlich, denn leere Läden oder Regale gab es nicht. Ich bin gespannt, was unsere Dolmetscherin übermorgen dazu berichtet. Über dieses Gespräch schreibe ich in einem späteren Teil ausführlich.

Schnell fanden wir für Torsten zwei gute und dabei (für ihn) preiswerte Winterjacken und noch ein paar Sachen mehr und saßen kurz darauf in einem zur Mall gehörenden Restaurant und genossen verschiedene Tees und einige Leckereien. Und das alles für einen für uns kleinen Preis.


Formulare über Formulare

Am späten Nachmittag fuhren wir ins „МВЦ“ – sinngemäß etwa „Servicecenter für Bürger“ – um unseren Aufenthalt anzumelden und somit unserer Anmeldepflicht nachzukommen. Bürger mit DDR-Sozialisation kennen diesen Vorgang sicher: Nach drei Tagen musste der länger andauernde Besuch beim Hauswart ins Hausbuch eingetragen werden. Dieser kümmert sich dann um das Weiterreichen der Daten an das Pass- und Meldewesen. Hier ist die Frist sieben Arbeitstage. Bei Torstens letztem Aufenthalt stand er kurz vor einer Strafzahlung, da er die Frist verstreichen ließ.

Da Torsten als Eigentümer der Wohnung keine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis, sondern lediglich ein Visum für ein Jahr besitzt, musste Torsten sowohl mich, als auch sich selbst im МВЦ anmelden.


Jewgeni hilft uns beim Ausfüllen von zig Formularen.

Larissas Mann, Jewgeni, begleitetete uns ins Amt und füllte freundlicherweise für uns die vielen kleinen Kästchen in dem Stapel an Formularen aus. Natürlich alles doppelt. Das dauerte, doch war seine Mühe leider vergebens – zumindest an diesem Tag.

Gefordert war unter anderem das Vorlegen des originalen Eigentumsregistereintrages oder einer notariell beglaubigten Kopie. – Torsten hatte nur eine einfache Kopie. Er hatte noch drei Tage Frist für einen neuen Anlauf, und dieser war dann am Montag auch erfolgreich.

Anmerkungen von Torsten:

So richtig ist mir nicht klar, wie dieser Prozess technisch abläuft.

  • Erst wird geprüft, ob man die vorgeschriebene Frist von 7 Werktagen eingehalten hat.
  • Danach füllt man ein 4 seitiges Antragsformular aus, und das zweimal je Person (das wird nicht kopiert).
  • Dann wird der Pass mit allen beschriebenen Seiten kopiert.
  • Der Eigentümer der Wohnung weißt den Besitz durch Vorlage der Originaleintragung in das Wohnungsregister nach, welche ebenfalls kopiert wird.
  • Zusätzlich wird eine beglaubigte Übersetzung des Passes benötigt, die auch kopiert wird.
  • Alle kopierten Seiten werden durch die freundliche Mitarbeiterin beglaubigt.
  • Nach telefonsicher Rücksprache mit der Migrationsbehörde, wird der Vorgang als korrekt eingestuft, 
  • die erforderlichen Dienstsigel werden gesetzt und mit geschwungener Unterschrift gezeichnet.
  • Abschließend wird ein Teil des selbstausgefüllten Formulars abgerissen und als Nachweis dem Anmelder übergeben.

All diese Vorgänge wurden dann am Montag den 30.10. erfolgreich erledigt. 


Nach Wolgograd


Niederlassung Zarepta

Schreibe einen Kommentar