17.05.2022

Zu St. Petersburg muß man nicht viel sagen, fast jeder kennt die Stadt und die historischen Hintergründe. Deshalb verkneife ich mir mal, die Schönheit hervorzuheben. Aber die Eindrücke sind immer wieder besonders. Die Menschen auch. Sie brauchen eine Minute länger um in Kontakt zu treten. Dann aber wie überall, herzlich, freundlich und hilfsbereit. Die Stadt hat sich abseits vom historischen Zentrum am Rande zu einer modernen lebenswerten und beindruckenden Großstadt entwickelt. Der Berliner würde sagen: „Hier steppt der russische Bär.“

Auf der Suche nach dem Grab unseres Großvaters trifft man Leute, die dieses Ansinnen verstehen und sofort helfen es umzusetzen. Eine klare Aussage der Besucherin des Museums: Nicht alle Deutsche waren und sind Faschisten. Darin steckt Spielraum für Interpretationen. Angesichts der aktuellen Lage in Europa geht selbstverständlich auch hier die Angst um, daß sich der ganze Wahnsinn wiederholt und daß es ein danach nicht mehr geben wird.

Morgen werde ich zum Soldatenfriedhof fahren.

18.05.2022

Mit reichlich Informationen geht es heute zum Friedhof der deutschen Soldaten, die im großen vaterländischem Krieg fielen. Gemeinsam mit der „Kriegsgräberstifung“ in Kassel wurden diese Friedhöfe möglich. Natürlich fehlt auch die Kirche nicht und der Zustand ist exzellent. Ich habe unseren Namen zweimal gefunden. Ein Eduard Franz Rexin war nicht dabei. Dennoch kann man dies getrost annehmen, da der beurkundete Todesort in der Nähe ist.

Michailowski ist und war nichts weiter als ein Haltepunkt der russischen Eisenbahn an einer dörflichen Siedlung im Leningrader Oblast. Die Siedlung würde man bei uns als schweres Gelände einstufen, aber es fahren dort Autos lang. Ein Magazin gibt es dort auch. Klassisch als Ladengeschäft mit Tresen, keine Selbstbedienung. Mit Karten kann man aber überall in Russland bezahlen, aber fast immer auch in bar. Bei der Gelegenheit sei erwähnt: Mir gefällt das russische Kartensystem sehr gut. Es ist einfach sicherer. Eine verlorene Karte hat so gut wie keinen Wert. Man muß immer erst einen Betrag vom Konto auf die Karte laden. Klingt umständlich, ist es aber nicht.

Wenn man schon mal in der Nähe ist, lohnt sich ein Besuch in Schlüsselburg. Hier hatte der Zar Peter I. den Zugang zum Ladogasee befestig. Diese Stadt war ein strategisch wichtiger Ort im 2. WK. 

Die Rückreise zum Hotel bestätigte mir alle Klischees. Birkenwälder, unendliche Weiten, schöne Architektur aber auch viel Müll in den Wäldern.

Morgen hoffe ich einen reparierten Koffer zu bekommen und ich mache Bilder von den „Randgebieten“ Petersburgs. Das Zentrum findet man gut im Internet illustriert.

19.05.2022

Am Donnerstag ist der Tag für einen Stadtbummel im Zentrum. Zwischendurch erwartete ich natürlich den Anruf von dem Spezialisten für Kofferreparaturen.

So lange man sich im Zentrum bewegt, und mit der Metro auskommt, ist alles in Ordnung und man wird einfach nur pflastermüde. Ich hatte schon geschrieben, daß die Stadt modern sei. Ich habe für den gut erkennbaren Bauboom in Russland – wahrscheinlich nur in den Zentren Moskau und Petersburg – heute auch Belege gefunden. Das war nicht wirklich schwer. Obwohl die „Stanlinkas“ bei den besser Verdienenden sehr beliebt sind. Das ist aber in Berlin nicht anders. Die Rede ist von den Altbauten mit hohen Räumen. Die Fahrt an den Stadtrand ist eine gewisse Herausforderung. Nicht nur daran, daß die Fahrer hier eine gewisse Aggressivität an den Tag legen, spürt man, daß diese Stadt größer als Berlin ist, sondern auch daran, daß die Strecken einfach länger und die Straßen breiter sind. Zudem fällt auch mal Maut an. Acht Spuren sind auf den Magistralen der Normalzustand. Fahrräder gibt es auch, sind aber nicht so verbreitet wie in Deutschland. Selbst die Russen sagen mir, daß man genügend Fläche hat, sodaß die Straßen breit sein können. Für Fußgänger ist eine Straßenüberquerung schon ein Stück Weg. Ich habe mir den Navigator von Jandex installiert. Diesen benutzen hier offensichtlich alle, jedoch nur in Russisch.

Das ist eine Mautstraße und daher nicht so voll.

20.05.2022

Die Zeit vergeht wie im Fluge. Das Auto muß noch gewaschen und abgegeben werden. Auch das ist etwas anders. Nicht an jeder Tankstelle gibt es eine Autowaschanlage. Da gibt es die Autowäsche zum selbst machen aber auch als Dienstleistung. 

Auf dem Weg zum Flughafen kam ich mit dem Taxifahrer ins Gespräch. Er war in der CCCP geboren. Infolge der Corona-Maßnahmen verlor er seine Arbeit und fährt jetzt Taxi. Da nun auch die Touristen ausbleiben, betreffen die Sanktionen vor allem Dienstleister im Tourismus. Er teilte mir natürlich seine Meinung zum Thema Ukraine mit. Das Wichtigste ist, daß die Ukraine nicht das Wichtigste ist. Die Dauerfrage, was hat die Welt gegen die Russen und gegen Russland, geht in dem Taxifrage um. Er wundert sich auch über Sanktionen, die hier keine Wirkung zeigen. Vor allem aber die Frage, was treibt Europa aktuell an, wo will es hin?
Vielleicht ein Hinweis für all diejenigen, die noch nie in Petersburg waren. Das Taxi bis zum Zentrum kostet ungefähr 400 bis 600 Rubel. Rein zur Orientierung: Nicht etwa 4000 oder mehr, wie den Touristen gern aufgequatscht wird. Yandex- Taxi ist wirklich eine Empfehlung. Schnell und gut. 

Der Flughafen in Pulkovo

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