Die Abreise aus Kaliningrad bedeutet die Anreise in die Europäische Union
Die Überschrift klingt sicher banal und die Leser werden sagen, ja und….
Ich hatte bereits bei der Einreise die Schlange der Fahrzeuge dargestellt und das deutete darauf hin, daß wir eine ähnliches Schicksal erdulden müssen. Wobei Schicksal hier nicht das richtige Wort ist, denn die Vorgänge an den Grenzübergängen weltweit sind durch Menschen gemacht. Das zumindest ist erwiesen, denn natürliche Grenzen haben keine Kontrollen.
Wir fuhren also um 3:50 aus unserem Hotel ab um gegen 4:30 an der Grenze anzukommen. Uns erwartete in der Dunkelheit bereits eine Kolonne von Wartenden ohne jedoch bereits den russischen Kontrollpunkt erreicht zu haben. Meine Frau sagte bereits bei der Einreise: “ da können wir ja gleich wieder um drehen… „. Ich ermutigte sie, daß eine Woche doch recht lange wäre um auf eine Grenzabfertigung zu warten.
Ordnung muß sein, so haben doch einige ganz Schlaue versucht über die am Übergang befindliche Tankstelle an den Wartenden vorbei sich eine bessere Startposition zu erschleichen. Dem russischen Grenzposten ist das nicht entgangen und verordnete dem Fahrer den Platz am Ende der Warteschlage.
Kurz, um 5:38 waren wir am polnischen Grenzkontrollpunkt angekommen. Durch den Rückstau, der von den Polen verursacht wurde, war die Abfertigung auf russischer Seite auch ausgebremst. Dennoch waren diese erstaunlich schnell mit uns fertig.
An dieser Stelle muß man kurz einmal erklären, wie so eine Kontrollpunkt aufgebaut ist. Grundsätzlich ist das System überall gleich. Es gibt zwischen den Grenzstationen ein Stück „Niemandsland“. Man hat Russland schon verlassen, aber Polen noch nicht betreten. Auf diesem Stück wartet man eben, auf was auch immer, ohne Toilette, ohne Versorgung, ohne Rettungsdienst.
Die polnische Seite lässt „nur“ eine bestimmte Anzahl von Fahrzeugen in den Kontrollbereich einfahren. Wovon diese Bestimmtheit definiert ist, wird nur der ehemalig Papst Woitila wissen, aber der ist bekanntlich nicht mehr unter den Lebenden. Platz wäre mehr als genug, wie das Foto belegt. Innerhalb des Kontrollpunktes ist die Versorgung der Menschen und die Entsorgung derer Ausscheidungen gut geregelt. Die Toiletten sind sehr sauber und überhaubt ist alles in einem guten Zustand.
Wie das Foto auch belegt, war nunmehr schon der Tag angebrochen und und um 8:12 haben wir uns das erste mal bewegt. Bis dahin passierte nichts. Warum das so war, haben wir später bei unserer eigenen Kontrolle erfahren.
Die Kontrollen laufen nach dem gleichen Prinzip ab. Es gibt die Pass oder besser Personenkontrolle und eine Zollkontrolle. Dafür hat jeder Reisende in der Welt Verständnis.
Es ist zu vermuten, daß diejenigen, die nach Kaliningrad einreisen auch irgendwann wieder ausreisen. Die Ausnahmen der Übersiedlung mal ausgeschlossen, bedeutet das, daß Einreise und Ausweise in etwa den gleich Umfang an Personen und Fahrzeugen ausmachen, sowohl in der Anzahl als auch in der Herkunft. An den Kennzeichen der Fahrzeuge fand sich für diese Vermutung eine Bestätigung. Es handelte sich vor allem um deutsche, polnische und in Einzelfällen um russische Fahrzeug. An dieser Stelle könnte man sagen, alle warten gleichermaßen.
Wenn man jedoch die Warteschlage bei der Einreise nach Russland und bei der Ausreise nach Russland vergleicht, würde ich eher sagen alle werden auf die gleiche Weise an der Ausreise gehindert bzw. dabei schikaniert. Aber diese Behauptung ist an der Stelle ungenau, daß die Schikanen durchaus Qualitätsunterschiede kennen.
Wie beschrieben, schaffen es die russischen Grenzer die Kontrollen in recht kurzer Zeit (bei viel Andrang max 2 h ) abzuwickeln, die polnischen Grenzer machen draus schon mal 10 h. Von dieser Verzögerung sind zunächst, in der Tat, alle Wartenden betroffen.
Aber es gibt schon „Sonderbehandlungen“, vermutlich für Deutsche. Diese Vermutung nährt sich daraus, daß während unseres erzwungenen Aufenthalts auf der polnischen Grenzstation ausschließlich deutsche PKW in eine separate Fahrzeuguntersuchung geschickt wurden. So auch wir.
Inzwischen war es 10:15 und wir waren in den Kontrollbereich eingefahren. Hier war zunächst ersteinmal eine Zollkontrolle vorzunehmen: Pass, Fahrzeugpapiere, haben sie was zu verzollen? Normales Programm. Bitte alle Türen öffnen, Motorraum und Raum für das Ersatzrad und bei der Gelegenheit, alle Taschen und Koffer.
Gut? – Gut. so gedacht!!!
Pässe abgegeben, bitte fahren Sie zu Kontrollhalle, dort bekommen sie ihre Pässe. Das war das 10:40 Uhr. Da wir nichts zu verzollen hatten, machte ich mir keine Sorgen. Gut dache ich, das Auto wird geröntgt, dann ist alles in Ordnung.
Falsch! Bitte alle Koffer auspacken, Fahrzeug vollständig öffnen und ausräumen und auf die Bühne fahren.
Alle Koffer und Taschen wurden wieder durchsucht, natürlich mit dem gleichen Ergebnis, welches die gelangweilten Beamten mit großer Sicherheit schon kannten. Aber eine halbe Stunde wieder dem blöden Deutschen übergeholfen. Nun wussten wir auch, was dem Fahrzeug vor uns, eine Familie mit Ravensburger Kennzeichen, widerfahren war.
Ich fasse Zusammen. Die polnischen Grenzer machen ihre Arbeit,
- bewusst langsam
- von doppelten und dreifachen Wiederholungen geprägt,
- mit dem besonderen Ziel den Deutschen die Reise zu vergällen.
- dabei sind sie immer schön freundlich
Das alles ohne Rücksicht auf Ältere und Kinder. Ich bewunderte die Familien, wie es ihnen gelang den Aufenthalt in dieser Grenzstation ruhig zu gestallten.
Zur Bewertung muß man betrachten, daß alle, die sich an den Grenzübergang stellen, ein berechtigten Grund für die Einreise in Europa haben. Entweder sind des Bürger der EU, der so hoch gelobten, oder sie haben von den Behörden eine Berechtigung erhalten, sich in Europa aufzuhalten, die sich in aller Regel Visum oder Aufentahltsberechtigung nennt. Den einzigen, aus polnischer Sicht ungehörigen Fehler, den all diese Reisenden machten: Sie waren in Russland.
Es gibt europäische Regeln des Zusammenlebens und alle Länder der EU sollten diese kennen und einhalten.
Nach dem wir alle erfahren haben, wie viele Menschen mit einem triftigen Grund aber ohne jegliche Dokumente in Europa empfangen werden, ist es gradezu verstörend, wie an diesem Grenzübergang die polnischen Grenzbeamten Europäer und berechtigte Personen schikanieren.
Es bleibt die Hoffnung, daß viele der Betroffenen sich bei ihren auswärtigen Ämtern oder Außenministerien über diese Behandlung beschweren, in der leisen Hoffnung, daß dieses irgendwie erhöhrt wird und auf politischer Ebene dafür gesorgt wird, daß diese Repressalien aufhören.
Die polnischen Grenzer bekommen von mir die schlecht mögliche Bewertung für ihre berechtigte Arbeit. Darüber hinaus kann man sie nur daran erinnern, daß sie einen eigenen Entscheidungsraum besitzen und diesen im Sinne einer guten Nachbarschaft mit den europäischen Bürgern nutzen sollten.
Berichte anderer Russlandreisenden beobachte ich mit Interesse und mit Sorge. So wurde die Druschba- Freundschaftsfahrt 2023 zunähst an der Einreise nach Russland durch Estnische Behörden gehindert. Wo soll das bitte hinführen?
Ich lasse mich auf jeden Fall nicht dadurch von Reisen nach Russland, zu unseren europäischen Nachbarn, abhalten.