Einreise in den Oblask Kaliningrad

Liebe Leser dieser Seiten. Ich bin wieder mal in Russland unterwegs. Nicht so wie im letzten Jahr, aber dennoch Russland.

Es hat sich ja schon rumgesprochen, daß eine Einreise über Kaliningrad nach Russland eine preiswerte und schnelle Möglichkeit ist, den Kontakt zu unseren Freunden aufrecht zu erhalten.

Die Anreise erfolgt mit einem privaten PKW durch das europäische Nachbarland Polen. Anders als die Regierung will hier keiner Reparationen oder andere Dinge. 

Bemerkenswert ist auch, daß man keine Sanifair -Bons kaufen muß , um aufs Klo zu gehen. Kenne ich aus der Zeit der DDR. Grundbedürfnisse zu kapitalisieren ist einfach nur eine Schweinerei, wenn auch eine Öko- Schweinerei. Hier ist ökonomisch gemeint. Und eine Schweinerei ist eine  moralisch und ethisch verwerfliche Handlung. 

Bemerkenswert ist weiterhin, daß die Speisen und Getränke an den Tankstellen, auch für polnische Bürger, eine bezahlbare Leistung sind. 

beeindruckend !

Was auch in Polen schwer zu beeinflussen ist, ist das Wetter. So sind wir, meine Frau und ich, in einen unglaublich starken anhaltenden Regen gefahren, und das gleich drei mal auf einer Strecke. 

ärgerlich

Noch nie habe ich eine derart gleichgültige Organisation einer Baustelle erlebt wie auf dieser Fahrt durch Polen. Kilometerlange Baustellen durch Ampel-Wechselschaltung zu regeln, ist sicher möglich, aber auf einer Strecke von etwa 20 km eine Bonusstunde einzufahren, ist eine echte Schlechtleistung. Irgendwie müssen die Verantwortlichen das gewusst haben und haben am Tag die Organisation mit Personen durchgeführt, die per Funkgerät die Durchfahrten organisiert hatten. Aber genau am Abend war diese Tätigkeit vor unserer Nase beendet. Selbst polnische Autofahrer fanden sich nicht mit dieser Organisation ab und fuhren schlicht bei rot über die Baustellenampeln.  Wir machten das nicht und hatten das Nachsehen. 

Am Grenzübergang angekommen, ergab sich fast das gleiche Bild wie bei den letzten Reisen über Kaliningrad.  Wenige wollten zu dieser Zeit (23:30)in Richtung Rußland. Die polnische Seite hatte hier keine Hindernisse parat, so daß wir sehr schnell zur russischen Grenzkontrolle kamen. 

In der Gegenrichtung sah es anders aus. Eine Kolonne hatte sich gebildet. Wir sahen viele deutsche Fahrzeug in der Schlange. Man kann natürlich nicht den Grund im Vorbeifahren erkennen, aber bei der Zufahrt zur Grenze sahen wir entgegenkommende Fahrzeuge in relativ großen Abständen. Das deutet darauf in , daß es die polnischen Grenzer den Autofahren nicht leicht machen. Von den vorhandenen sechs Abfertigungsplätzen ist nur einer besetzt. Das war auch das Bild bei den drei letzen Rückreisen aus Kaliningrad.
Spekulationen über die Gründe verkneife ich mir. 

Bereits außerhalb des Grenzüberganges auf der Seite Russlands

Die Organisation auf der russischen Seite war von dem Bemühen geprägt, den Aufenthalt der Reisenden so kurz wie möglich zu halten und dennoch alles ordentlich abzuwickeln. Die Pass- und Fahrzeugkontrolle ist relativ schnell abgewickelt. Die Migrationskarten werden zügig ausgestellt. 

Die Zollkontrolle ist eigentlich auch schnell erledigt. Eigentlich, wenn die Zollerklärung in russischer Sprache und in zweifacher Ausfertigung vorbereitet ist. Das war sie aber nicht bei allen Reisenden. Wir waren vorbereitet und konnten dadurch in der Grenzkontrolle andere Reisende „überholen“. Angenehm ist, das die Grenzbeamten das ermöglichen. Damit kann man nicht immer rechnen, ist aber nach langer Fahrt sehr angenehm. Wiedermal brauchen wir nur 30 min für die Passage der Grenze. 

Ein großen Dank an die Beamten der Grenzstation.

Nun war es nicht mehr weit bis zum Hotel. Wir hatten das Hotel „Baltica“ gebucht. Recht preiswert im sowjetischen Charme. Das Hotel ist am östlichen Ende der Stadt an einem See gelegen. In der 9. Etage hat man einen guten Blick über die Stadt. Das Hotel haben schon einige Deutsche für sich entdeckt, da ich jedes mal deutsche PKW hier gesehen habe.

der 19.08.2023

Selbstverständlich wollten wir am 19. erst einmal ausschlafen. Das Frühstück haben wir in einem der vielen Cafés in der Stadt genommen.

Gegen Mittag gab es einen ersten Stadtbummel. 

Kaliningrad hat eine deutsche Geschichte. Ich unterstelle mal, daß das Allgemeinwissen ist. Auf eine Reise durch den Oblast Kaliningrad wird man zwangsweise mit der Geschichte Europas in Berührung kommen. Und wenn überhaupt etwas gut ist, dann das Wissen um die Verbindungen der europäischen Völker untereinander. 

Die Metapher „und das ist gut so“ wird heute inflationär für viele banale Dinge missbraucht. Auch für ein öffentliches Bekenntnis einer sexuellen Neigung. Und das ist eben nicht gut so. Meiner Meinung nach, sollten wir uns mehr mit der deutschen und europäischen Geschichte und deren Zusammenhängen beschäftigen. Das wäre viel besser als die Verballhornung der deutschen Sprache voranzutreiben und unsere privaten Dinge in den Vordergrund zu stellen.

Auf diese Frage werde ich noch einmal im Zusammenhang mit dem Besuch in der Stadt Sowjetsk zurückkommen.

Kaliningrad hat natürlich nun auch eine sowjetische Geschichte. Beide prägen diese Stadt und machen die Region unverwechselbar. Ich hörte von Russen die Bemerkung, daß Kaliningrad nicht richtig Rußland sei, sondern mehr deutsch. In dieser Bemerkung widerspiegelt sich viel mehr als nur eine humorvolle Sicht auf die Region. 

Fortsetzung bald…

Der eigentliche Höhepunkt des ersten Tages war ein Konzert in Selenograd. In Rußland ist er bekannt, darüber hinaus weiß ich es nicht. Auf jeden Fall waren die Karten für das Konzert in der Jantar-Hall von Michail Bublik ausverkauft. Ich hatte unsere Karten schon früher im Internet gekauft und war stolzer Besitzer derer. 

Rußland ist modern, und man kann die digitalen Karten auf dem Telefon speichern und am Tag des Konzertes auch den Wachmann davon überzeugen, daß man kostenlos auf dem Parkplatz des Konzerthauses stehen möchte. Das ist auch hier nicht selbstverständlich, denn die Parkplatzsituation ist genau so dramatisch wie in Deutschland. Wenn man rechtzeitig kommt, reicht es auch nicht für einen ausgedehnten Spaziergang durch das Ostseebad und findet auch eines der gut geführten Restaurants mit kreativen Bezeichnungen für die Speisen. Es gibt keine Einschränkungen. 

Was ich schon in anderen Städten Russlands erlebt habe: Kultur und Kunst sind ein sehr großes Thema. Die Mensch sind interessiert und nehmen teil. Man kennt die Künstler und auch deren Arbeiten. Ich bin nicht überrascht, aber erfreut über diese Kompetenz.

Das Konzert findet in einer außerordentlichen modernen Atmosphäre statt. Die Stimmung im Saal ist wie bei jedem großen Konzert einfach umwerfend. Der Sänger ist es auch. Vielfältig und ausdauernd erleben wir ein Konzert von zwei Stunden voller Hingabe und Berührung mit dem Publikum. Man liebt ihn offensichtlich für seine Natürlichkeit. 

Янтарь халл

Nach einem schönen Konzert in einer warmen Sommernacht geht man spazieren, am besten an den Strand, wenn einer in der Nähe ist. Hier ist es so. Eine weitere schöne Überraschung, zumindest für uns. 

Es ging per Lift zum Strand und wieder zurück. Mit Blick zur Ostsee bestellt man sich per Mobiltelefon dann sein Gläschen Wein.

 

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Sebastian

    Meine Frau und ich reisen nun das erste Mal in die Oblast via Polen und sehr gespannt.
    Eine Anmerkung, auch wenn das Aussenministerium Russlands damit wirbt, dass brim EVISUM keine Einladenden gar Hotel genannt werden müssen ist dies im Registrierprozess unerlässlich.
    Sollte man wissen, dass man dann z B Hotel vorbucht ohne zu wissen ob das EVISUM durchgeht.

  2. Brigitte Püttmann

    Eine sehr interessante Reisebeschreibung, für mich ganz besonders, da ich im April 2024 die Möglichkeit haben werde, mit Vertretern der Berliner Freunde der russischen Völker nach Kaliningrad fahren zu können.
    Vielen Dank!
    Brigitte Püttmann

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