Nach dem man Moskau zum ersten mal gesehen hat, ist man sicher der Meinung, daß eine Steigerung nicht möglich ist. So oder ähnlich hat sich Uwe geäußert, als er die Bahn am Newski Prospekt verlassen hat. Und es gibt gute Gründe für diesen Eindruck.
Für mich ist Sankt Petersburg, auch liebevoll von DDR Bürgern immer noch Leningrad genannt, ein unglaubliches Museum der Architektur. Aber nicht nur das.
Auf Grund unser Reiseplanung haben wir für diese Stadt zwei Tage vorgesehen. Mir war klar, daß dies nur das kratzen am Lack bedeuten konnte und so habe ich versucht einen guten Eindruck durch die Auswahl der Objekte zu erzeugen.
In dieser Stadt ist das eine einfache Aufgabe, was für diese Stadt spricht. Eine Einschränkung hat ich aber im Vergleich zu Moskau schon machen müssen. Auch Moskau ist in drei Tagen nicht annähernd zu erkunden. Das war aber auch nicht der Anspruch dieser Reise.
Die etwa 720 km waren vergleichsweise leicht zu überwinden. Die Autobahn ist noch nicht vollständig fertiggestellt, jedoch kann man am Baufortschritt erkennen, daß es 2024 so weit sein wird. Die fertigen Teilstücke sind auf etwa der Hälfte noch durch eine Abschnitt Landstraße verbunden. Wir fuhren natürlich auch noch eine kleine Orientierungsrunde an dieser Stelle, was aber nicht wesentlich zur Verlängerung der Fahrzeit beitrug.
Kurz vor Anke Petersburg geht es dann erwartungsgemäß los mit dem Stau des Berufsverkehrs.
Wie wir unterwegs erfahren durften, gibt es Hochgeschwindigkeitszüge zwischen beiden Städten. Das ist sicher sehr komfortabel. Irgendwann werde ich das mal ausprobieren.
Das erste, womit man als Gast in Berührung kommt, ist natürlich die Metro. Hier konkurrieren Moskau und Sankt Petersburg ein wenig miteinander. Aber in Punkto Sauberkeit und Ordnung gibt es nur zwei Gewinner.
Der erste Weg in Питер, wie die Stadt von den Einheimischen genannte wird, führt natürlich zum Kaiserpalast, in dem heute die Eremitage beheimatet ist. Es ist wohl eines der bedeutendsten Kunstmuseen weltweit. Das ist keine Übertreibung, wenn auch andere Länder ebenfalls über grandiose Ausstellungen verfügen.
Aus Zeitgründen habe ich in diesen zwei Tage Abstand von einem Besuch genommen im Wissen darum, daß mir das später Vorwürfe meines Bruders einbringen wird. Aber es soll auch Gründe für ein Wiederkommen geben. Davon gibt es nach dieser Reise sicher reichlich viele.

Vorbei am Palast der Admiralität zur Peter-Pauls Festung. So ein wenig konnte sich Uwe an die zentralen Plätze vom „letzten Besuch“ 1986 erinnern. Aber es hat sich wohl doch ein wenig verändert.
Auf die historischen Einzelheiten zur Festung will ich hier ganz bewusst nicht eingehen, da dies ausführlich vor Ort und im Internet nachgelesen werden kann.
Eines haben wir festgestellt. nach dem 2. Weltkrieg lag diese Stadt in Trümmern. Trotz, oder vielleicht gerade, des Verbrechens, welches die Leningrader durch die deutschen Faschisten erlitten hatten, entschlossen sie sich diese Stadt wieder aufzubauen. Das heutige Stadtbild ist ein Zeugnis dieser großen Leistung.

Mit einem Taxi sind wir dann zur berühmten Isaac- Kathedrale gefahren. Die bekannteste Firma ist hier Yandextaxi. Aber es gibt auch Uber und andere Firmen. Mit einer Telefonapp geht das alles sehr preiswert und schnell.
Währen der Zeit der UdSSR gab es keine christliche Gemeinde in der Kathedrale. Das hat sich geändert. Diese Kathedrale hat so einige Superlative an Größe und Gestaltung.
Eine Sache, die sich geändert hat, ist die Demontage des 1931 eingerichteten 91 Meter langen Foucaultsches Pendels.
Die bei Wikipedia als „antireligiöses Museum“ bezeichnete Einrichtung konnte ich 1985 nicht beobachten.
Von der Isaak Kathedrale war die Absicht durch die Stadt das „schönste“ Gebäude der Stadt zu besuchen. Nach einem langen Spaziergang stand aber vorerst der inzwischen obligatorische Kapuchino auf dem Plan. Wir konnten auch in dieser schönen Stadt bereits feststellen, daß selbst die Cafés nicht nur hervorragende Konditorprodukte führen sonder selbst ausgezeichnet gestaltet sind.
Das „Дом Книги“ ist schon eine besondere Perle der Stadt. Es bedarf auch eine Präzisierung meinerseits. Diese Stadt ist ein lebendes Museum. Das konnten wir bei unserem Spaziergang an einem Montag erleben. Im Allgemeinen sind Montags in Russland aller Museen geschlossen. Aber die Städte selbst leben immer.
Der zweite Gedanke ist natürlich die Wertschätzung, die man dem Buch und dem Lesen überhaupt entgegenbringt. Überall in der Welt geht die Diskussion um das gedruckte Buch. Es wird auch in Russland ein ganz praktisches Thema sein. Eventuell ist dazu eine genauere Betrachtung erforderlich. Jedoch eine Stadt wie Sankt Petersburg steht für traditionelle Werte und auch für das Buch an sich.
Weiter durch die Stadt ging es in Richtung Hotel und zum Abendessen.
Auf diesem Weg konnten wir gut sehen, wie lebendig diese Stadt doch ist. Neben einem wunderschönen Zirkusgebäude gibt es nicht nur am Newski Prospekt sehr schöne Straßenzüge. Die von vielen Russen geäußerte Meinung, daß Sankt Petersburg die heimliche Hauptstadt Russland sei.
Im übrigen sind beheizte Regenfallrohre kein Zeichen von Dekadenz oder womöglich dem eingesperrten Gas und Öl geschuldet, welches der Westen nur noch in „molekularen Mengen“ an Deutschland verkauft, sondern diese waren schon witterungsbedingt sehr lange vor unserer Zeit in Russland vorhanden.
Den Rückweg zum Hotel erledigten wir пешком, wie man das russisch sagt. Uwe konnte gar nicht genug von der schönen Architektur des Newski Prospekt bekommen. Es war ein schöner Spaziergang durch die die winterliche Stadt.
Das Abendessen gab es dann im bayrischen Ambiente. wir haben kein Foto vom Restaurant gemacht, weil wir dachten, kennt man in Deutschland schon. Man muß aber die gute Küche hervorheben. Natürlich auch das Bier. Wir glaubten, wir hatten es verdient.
Lieber Thorsten, lieber Uwe!
von dieser wunderschönen Berichterstattung bin ich total begeistert. Bisher hatte ich nicht die Möglichkeit, Russland kennenzuleernen. Eure Reise hat mein Interesse an diesem Land nur noch verstärkt. Das Tagebuch mit den schönen Fotos und aufschlussreichen Videos ist wirklich ein Genuss, den ich nun zum zweitenmal über mich ergehen lasse.
Ich hoffe, ihr könnt bald wieder eine Russland-Reise machen, damit ich euch in Gedanken begleiten kann.
Vielen Dank und herzliche Grüße
Brigitte Püttmann