25.05.2022
Ja, wir sind nach langer Reise angekommen. Das Flugzeug ist eine Boeing 777, ein Riesending und war sie nur zu ¼ besetzt. Was wird aus der Wartung, wenn die USA alles sanktionieren – auch ihre eigene Verantwortung?
Und klar, mein Koffer wurde wieder kontrolliert. Ich sammle schon die Kontrollmarken.
Nach diesen vielen tausenden Flugkilometern erstaunt mich die Einfachheit, mit der man die Reisenden empfangen kann, und trotzdem ist alles ordentlich und ruhig. Schokolade ähnelt irgendwie einem Logo. Der Rubel stand heute bei 1:59.






Und das ist ernst gemeint. Hier kommen Outdoorfreaks auf ihre Kosten. Im wahrsten Sinne des Wortes. Hier ist Kamtschatka, hier fängt Russland an. Du bist oder bist nicht. Die Verhandlungsbasis ist irgendwie geschrumpft. Ein gutes Gefühl, auf FREUNDE zu treffen. Glaubt mir, hier ist das Ende, nicht der Anfang, wie auf dem Foto beschrieben, der russischen Welt. Man wird brav.
Für die Männer unter den Lesern: Es ist der Wahnsinn
Für die Frauen unter Euch: Es ist der Horror
Allein die Frage nach einem Mietwagen, wird mit der Gegenfrage beantortet: Wo wollen Sie denn hin?
Zur Erklärung:
1. Man braucht ein russisches Konto,
2. man braucht eine Registratur in Russland,
3. man braucht einen internationalen Führerschein und
4. man hat eine Idee, wohin man will.
Hast Du alle diese Fragen für Dich mit Ja beantwortet, bist Du auf der Siegerstraße.
(Einhellige Meinung: Die Fahrer aus den USA und EUROPA verschrotten ihre gemieteten Fahrzeuge. Die sind zwar alt aber sie funktionieren.)
Am Pkt. 2. Scheiden sich die Geister …
Moment, es gibt auch Freunde wie bei uns, die sich dem Sportlichem gewidmet haben. Werbung ist jetzt blöd.
Der Pkt. 4. ist auch nicht ganz ohne. Sie wollen VOR der Anmietung wissen, wohin man fährt. Empfehlung: Google ist hier ein schlechter Berater. Manche Gebiete erreicht man nur mit Passierschein (пропуск). Um ehrlich zu sein, vergesst die Anfrage. Nicht mal ein müdes Lächeln, eher noch Verdacht auf Spionage erntet man.
Ihr seht also, schon am Einreisetag werden die Möglichkeiten eingeschränkt. Allerdings sind die Möglichkeiten ohne Nachfrage doch recht umfangreich. Damit will ich mich in den nächsten Tagen beschäftigen.
Der bestellte Mietwagen war natürlich nicht am Flughafen. Man erklärte mir am Telefon, daß es derzeit keine freien Wage gäbe und ich hätte doch gar keinen bestellt. Ну, ладно.
Um es vorweg zu nehmen, ich bekam einen Mietwagen. Und, ohne Russischkenntnisse geht an der Stelle nichts. Es gibt einen kleinen Bonus, wenn ihr aus dem Osten kommt, und das natürlich auch nachweisen könnt. (Sprachkenntnisse aus der Schule reichen aus, seid freundlich und bemüht euch, muss auch nicht perfekt sein, es wird belohnt) Und, keine Angst, die Bürokratie in Russland steht der unserem in nichts nach, oder, sie können noch besser.

Werden alle Seiten des Passes während der Kontoeröffnung kontrolliert, so werden diese auch wiederholt von derselben Mitarbeiterin komplett kontrolliert, wenn sie nur mal den Platz verlassen hat. Ich trug es mit der Fassung eines Urlaubers.
Um es noch mal deutlich zu sagen, ich lebe gerade für Euch um 10 h in der Zukunft, Alexandra und Freundinnen nicht. Die erklären mir morgen das Leben auf Kamtschatka. Sie machten grade ihren Frauenabend (Sie vertragen ne Menge …). Freundlich, interessiert und mit der Angst vor einem Krieg verbunden. Überhaupt konnte ich festellen, daß die Russen gut informiert sind und sich über die Weltpolitik Gedanken machen.

Die ersten Eindrücke von Petropawlowsk Kamtschatka.







Ich werde, entgegen meines Vorsatzes, nun doch über den Zustand der Straßen was sagen. Da ich nun in allen von mir bereisten Städten gefahren bin, glaube ich, mir ein Urteil erlauben zu können. Hier auf Kamtschatka gilt das ganz besonders. Eine vergleichende Betrachtung wäre ungerechtfertigt. Ihr wisst, ich bringe gegenüber den Russen und Russland oft mehr Verständnis auf, als andere das tun.
Man fährt hier Trucks, nicht nur gewöhnliche SUV, sondern höhergelegte SUV. Der Hauptgrund ist, daß es viele unbefestigte Straßen gibt. Das kann auch so was bedeuten:

Sicher ein Extremfall, aber es verdeutlicht, worauf man sich hier freuen darf. Aber, leider sind auch die normal asphaltierten Straßen in einem beklagenswerten Zustand. Und nein, ein DDR Vergleich ist nicht zutreffend. Hier kann es dir passieren, daß man urplötzlich in der Fahrspur eine 20 cm tiefes Loch vorfindet.


Ein SUV meistert das, ein gewöhnlicher PKW nicht. In Wolgograd waren es die колонки (Gullydeckel) die bis zu 15 cm tief waren, hier sind es einfach Wetterschäden. Das Ausmaß ist derart, daß selbst die Russen an dem Zustand verzweifeln. Sie kaufen sich deshalb eben richtig große SUV aus Japan, deren Größe mit unseren nicht vergleichbar ist. PKW nutz man nur auf asphaltierten Straßen in der Stadt und zum Flughafen. Stoßstangen vorn und hinten fehlen schon mal. Macht hier nichts.



Die Bordsteine kann man gelegentlich als Berliner Mauer verkaufen. Steinschlag gehört zur Fahrkultur. Es liegen 10-15 cm große Steine auch mal einfach auf der Straße, da kommt keine Freude auf. Woher die kommen, ist mir nicht klar. Kurios muten die Geschwindigkeiten an. 20 für die Fußgängerüberwege, 40 in beruhigten Zonen, 60 in der Stadt, 70-90 km/h auf der Landstraße. Geschwindigkeitskontrollen gefühlt alle 300 m. Wenn man diese Höchstgeschwindigkeiten einhalten würde, verkürzte das die Lebensdauer des Autos. Fahrspuren sind die gedachte Line zwischen den Fahrzeugen, wie sie mal gewesen sein könnten. Hinzu kommt, die Mehrheit der Fahrzeuge sind Rechtslenker. Ich hoffe, das Bild ist ein wenig gezeichnet. Zum Schluß kommt hier dann der Insel-Bonus zu den Preisen für SUV.
Das bedeutet, hier ist Outdoorfeeling überall. Abenteuer pur. Trotzdem sehe ich viele Baustellen an den Straßen und Brücken.

26.05.2022
Heute hängen die Wolken tief. Kein Fotowetter. Dennoch fahre ich raus, um die Umgebung zu erkunden. Es gibt hier zwei gut ausgebaute Skigebiete. Das eine habe ich mir angesehen. Darüber hinaus ist das hier für die Freunde des Wildwassers auch eine Spielwiese. Auch hier gibt es im Grunde keine Wanderwege. Was bedeutet, daß man gelegentlich Quer-Feld-ein marschieren muß. Die Bergausrüstung aus den Alpen kann hier problemlos zum Einsatz gebracht werden. Das gilt natürlich auch für die Wintersportausrüstung. Wenn Kamtschatka nicht so weit weg wäre …
Ich bin tatsächlich da.





Pilze suchen im Mai. Die Vegetation beginnt, es wird ende Mai Frühling. Entschuldigt die Bilder, es ist einfach Nebel.

Ein echtes Problem in Russland: Мусор. Ich dachte immer, hier wird Wodka getrunken, aber schon 2003 tranken die Wintersportler auf der Piste Mixgetränke.

Eine Abgeordnete des hiesigen Stadtparlaments erklärt mir, daß man sehr wohl die Probleme Russlands kenne. Ihr wichtigstes Anliegen ist, die Verbindung zwischen den Völkern nicht abreißen zu lassen. Ich hoffe, sie verschafft mir Zugang zu den Verantwortlichen in dieser Region. In einem klassisch hergerichtetem Restaurant erklärte sie mir, wer für wen ist und warum. Deutsche haben bei den Russen einen guten Stand. Sie blicken über die Faschistische Zeit Deutschland hinaus in die Geschichte unsere beiden Völker. Schon durch den Adel vergangener Zeiten waren unsere Gesellschaften verbunden. Frau Merkel genießt hier einen, mir unverständlichen, guten Ruf. Gorbatschow übrigens nicht. Der Volksmund bezeichnet ihn salopp als Verräter. Seid gewiss, ich schreibe nur wenig von dem Gehörten. Sie, Elena, sprich auch ein paar Brocken deutsch. So kamen wir ins Gespräch. Sprachen verbinden eben, wenn auch es die eigene ist. Für alles Schlechte sind hier übrigens die Kirgisen „verantwortlich“. Nun ja, warum soll das hier auch anders sein. Zu den Straßen hat Sie auch eine Meinung und erhofft meinen Protest als deutscher Tourist beim Bürgermeister. Auch wurde das Wort Korruption verwendet. Ich erklärte Ihr, daß Korruption in D anders läuft. Man besticht nicht Einzelne, sondern kauft gleich das ganze Parlament. Ich bin mir nicht sicher, doch glaube ich, das nennt sich Parteispende.


Zwei seltsame Dinge sind mir heute begegnet. Einerseits beheizte Garagen, andererseits die Заборы. Die Russen lieben Zäune. Schon in meinen ersten Reisen nach Russland konnte ich dieses Phänomen in Kazan feststellen. Angesprochen darauf geben sie selbst zu, daß es etwas seltsam ist. Humoresk bezeichnen sie hier umzäuntes Anwesen selbst als Замок. Je nach Aussprache ist es das Schoß in der Tür oder eben das Schloß eines Grafen. In Wolgograd ist mir eine Steigerung begegnet. hier wurde gleich eine ganze Siedlung mit diesen Blechzäunen umfasst und zusätzlich noch jedes Grundstück. Das hat schon Festungscharakter. Ich empfinde die Blechzäune als häßlich. Die schönen Häuser kann man nicht bewundern. Klar, hier wird die Kriminalität als Grund angeführt und die Бомжи (kommt von Obdachlosen; без домов) nur falls es jemanden interessiert. Ja, das gibt es hier, wie bei uns auch. Kein Ruhmesblatt für das Jahr 2022, überall in der Welt. Man erklärte mir, daß das alles Alkoholiker sind. Ich konnte nicht in Erfahrung bringen, was von Beiden zuerst da war, der Alkoholismus oder die Wohnungslosigkeit. Es gibt hier ehrenamtliche Helfer. Mit welchem Erfolg, ist eine andere Frage.
Warum man Garagen beheizt? Vielleicht weiß es jemand von Euch. Morgen geht es weiter.


27.05.2022
Heute sollte der Ozean besucht werden. Das ist schon ziemlich weit weg von Berlin. Auf der anderen Seite des Ozeans fängt Nordamerika an. Hier reisen die Touristen aus allen Teilen Russlands an. Interessant ist jedes Mal die Frage nach dem Grund der Reise. Ob es sich um Arbeit oder Erholung handelt? Am Strand sprach ich mit Leuten aus der Moskauer Gegend. Auf sie waren zum ersten Mal hier. Es gibt auch ein Surf Camp. Im Sommer, von Mai bis August, lebt am hier in Zelten. Raues Klima. Ohne Sonne ist es einfach kalt und es ist zudem sehr windig. An einer Küste eben. Ich hatte ja schon gesagt, es git keine Wanderwege. Da machen es sich die Russen einfach. Es wird eben mit dem Auto gewandert. Man kommt für fünf Minuten, schaut und fährt dann eben weiter. Der Motor läuft dabei auch schon mal weiter. Mitunter auch länger. Ist eben kalt draußen. Überhaupt ist das Auto hier ein muß. Da auf Kamtschatka der Handel fast zu 100% über dem Seeweg erfolgen, sind Autos entsprechend teuer. Das bedeutet, nur wenige der Autos sind neu. Das gilt auch für Mietwagen. Die Abgeschlossenheit der Halbinsel verleitet schon mal zu ungewöhnlichen Methoden, von denen ich heute eine Kostprobe bekommen sollte. Vorweg, es geht nur um das liebe Geld. Die Mietwagen werden alle GPS überwacht. Und wenn man über den vereinbarten Umkreis hinaus fährt, wird der Wagen gleich mal stillgelegt. Es folgt dann die Forderung nach einer saftigen Vertragsstrafe. Schäden müssen nicht entstanden sein, dennoch wird was von Amortisation fabuliert. Also wir haben uns natürlich geeinigt, denn das Abschalten von Autos stellt zumindest ein D ein Straftatbestand dar. Auf die Frage, oben sie das Auto blockiert haben, erhielt ich keine Antwort, woraus ich schließe, daß dies auch hier ungesetzlich ist. Einen Tag später erfuhr ich es sogar von sachkundiger Stelle, es ist незакоеый, ungesetzlich. Vertragsstrafe ja, blockieren eben nicht. Sie wissen ganz genau, daß man als Ortsfremder keine echten Möglichkeiten zum Widerspruch hat. Gelernt! Da stand Ich nun am Strand und hatte Zeit. Der Sand ist vulkanischen Ursprungs und ist schwarz. Die Brandung ist recht breit.
Das Gefühl, am Rand von Asien zu stehen, ist schon gewaltig. Wie sagte Wladimir Wladimirowitsch: Russland ist das Land der aufgehenden Sonne. Schaut mal auf die Landkarte. Er hat recht.






Auf der Rückfahrt konnte ich mit Meister Reinecke Bekanntschaft machen. Ängstlich und hungrig.

Zurück in der der Stadt hatte das Wetter keinerlei erbarmen. Ein Grau legte sich über und ein kalter Wind fegte durch die offene Stadt.

Zu einem Treffen mit einer öffentlichen Person kam es leider nicht. Dafür gab es zum Abendessen Musik und Tanz. Überrascht war ich, daß Jung und Alt hier ungezwungen am Freitag und am Sonnabend im Stil einer Diskothek der 80iger Jahre tanzen. Sicher gib es auch die Mega-Diskotheken wie In D, aber abgefahrenen Klubs, wie in Berlin, sah ich nicht. Diese Aufgabe übernehmen hier die Bars. Das ist eigentlich ein Restaurant. Es wird viel moderne, russische Musik gespielt. Natürlich wird hier auch (viel) getrunken. Alkohol trinken bedeutet auf Russisch выпить. Und natürlich suchen die Jungs und Mädchen Anschluß. Da wird man als Deutscher schon mal angesprochen. Ich vertiefe das jetzt mal nicht. Das Thema, daß viele russische Frauen im Internet auf der Suche nach europäischen reichen Männern sind, ist bekannt. Es gibt in der Tat den Glauben, die meisten Deutschen seien reich. Dieser Umstand ist mir vor allem im Osten Russlands begegnet. Man spricht offen darüber. Die wirklichen Verhältnisse kennen wir.
Bemerkenswert ist für mich die Kleidung. Die Frauen sind in aller Regel sehr gut gekleidet und verlassen das Haus nicht ungeschminkt. Bei den Männern hat der Trainingsanzug die Oberhand gewonnen. Wird offensichtlich aber überall akzeptiert. Ich rede hier von der Tanzfläche.
Müde geht es dann ins Hotel, um die nächsten Absprachen mit Moskau treffen und einen Mietwagen zu buchen.
Am Rande: Wenn man mit Russen über deren Verwandte spricht, hat man immer das Gefühl, daß diese in der nicht weit entfernten Nachbarstadt leben, obwohl sie zum Beispiel über Moskau oder St. Petersburg reden. Die Familien sind mitunter über das Land verteilt und dennoch kommt man leicht mit dem Zeitunterschied zurecht. Auch die Krim oder Weißrussland, die Ukraine und alle anderen ehemaligen GUS Mitglieder gehören zu den Gebieten, in denen die Verwandten leben. Ist ja auch normal. In der CCCP waren allen brüderlich vereint. Hier auf Kamtschatka leben und arbeiten viele Kirgisen und Aserbeidschaner. Eine Subgesellschaft habe ich hier nicht gesehen, obwohl die Russen schon gelegentlich erklären, daß „die“ oder „der“ Kirgisen seien. Ich habe sie als freundlich empfunden. Man lebt hier offensichtlich gut miteinander. Probleme gibt es sicher überall, aber ethnische Probleme sind es wohl nicht. Und ich kann nur wiederholen, die Russen kennen ihre Heimat und deren Geschichte, sind interessiert und haben eine feste emotionale Bindung zum Land. Morgen komme ich darauf zurück.
28.05.2022
Heute gibt es ein Fest. Es wird das Jahr der Kultur der indigenen Völker begangen. Es wird gesungen, getanzt, gelacht und gefeiert. Man präsentiert stolz mit Chören und Tanzgruppen die Trachten in dieser Region. Breite und ehrliche Zustimmung ist in den Gesichtern zu erkennen. Die Zugehörigkeit zur stolzen russischen Nation ist fester Bestandteil des kulturellen Lebens auf Kamtschatka. Davon berichtete die Kulturleiterin der Region Kamtschatka in ihrer Ansprache. Man präsentiert sich nach besten Möglichkeiten und erwartet natürlich auch Anerkennung. Man ist wirklich mit Leib und Seele Teil dieser russischen Nation. Ich sprach auch mit Kirgisen und Usbeken und sie bestätigten mit Freude, daß sie im Grunde dazu gehören. Gern stellt man sich den Fotoapparaten. Diese Traditionen werden als Bestandteil der russischen Gesamtheit erklärt. Wir alle sind Russland, hört man zwischen den Zeilen. Diese Herzlichkeit und die auffällige Detailverliebtheit, wärmen die Seele. Und ich hoffe, nicht nur die eines Deutschen, der in der DDR geboren wurde. In anderen Kulturen werden die Traditionen genauso gelebt wie hier. Das ist doch eine gute Grundlage um miteinander im Gespräch zu bleiben.
Man wird hier als Deutscher auch nicht als Exot betrachtet. Eher so ein leichtes freundliches Grüßen unter Nachbarn: „Schön, daß Du den Weg auf Dich genommen hast, um hier her zu kommen.“ Die emotionale Nähe zu den deutschen Menschen hat mich persönlich sehr berührt.
Eine Sache die mich schon lange bewegt konnte ich auf Kamschatka aufklären. Der stolze Blick der schönen russischen Mädchen ist schon in die Wiege gelegt und wird vererbt. Schaut sie euch an, die „unbekannten Mädchen“. In der Tretjakov – Galerie in Moskau hängt dieses tolle Bild. Und auch in Petropavlovsk wird es gelebt.









Die Eingeweihten unter den Lesern konnten feststellen, daß heute Fotowetter war. Es sollte der einzige Tag auf Kamtschatka bleiben. Und der begeisterte Hobbyfotograf hat keine Wahl, es ist die Sucht, da muß man raus und draufhalten, um die besten Bilder zu bekommen. Auf Russisch heißt das „болтать“, wenn man nichts zu sagen hat. Hier einfach die Bilder:









Zurück in der Stadt, habe ich zweckmäßige Dinge entdeckt. Die Schaukeln zum Erholen habe ich hier oft gesehen. Leider waren sie genau dann besetzt, wenn ich mal selbst auf Kamtschatka schaukeln wollte. 😉
Oft habe ich in Russland das Shisha-Rauchen gesehen. Sicher dem Einkommen, aber auch dem allgemeinen Rauchverbot in Restaurants geschuldet, erfreut sich das gesellige Treiben großer Beliebtheit. Ein wenig amüsiert war ich darüber, daß sich gerade junge Menschen unter die Dauerbeschallung (so mein Eindruck) des staatlichen Fernsehens niederlassen und das bei Außentemperaturen, die mit unangenehm wohlmeinend umschrieben sind. Mobile Kioske sind auch eine Besonderheit, die ich in anderen russischen Städten nicht so häufig gesehen habe. „Kiosk“ ist dann ein mit einem Generator erweiterter PKW, aus dem Tee, Kaffee oder anderes verkauft wird. Insgesamt macht das natürlich ein Grundrauschen – in Verbindung mit der staatlichen Beschallung kann man das durchaus Lärm nennen (Шум).
Ich gewinne den Eindruck, daß man hier so ziemlich alles erleben kann.
Lustig fand ich die Mutter, die ihr Kind mit einer Fernbedienung über den Platz manövrierte. Bestimmt ist das auch eine gute Idee künftiger Kinderwagenhersteller. Mit entsprechender Reichweite ausgestattet – für die es dann natürlich Genehmigungen und Versicherungen geben muss – könnten die Mütter und Väter sogar von zu Haus aus das Kind durch die Straßen spazieren fahren. Gleitschirmfliegen gibt es auch von einem Berg mitten in der Stadt. Ich hatte den Weg dorthin schon beschrieben.






Am Abend traf ich mich im „Stammrestaurant“ wieder mit der Abgeordneten des Stadtparlaments von Petropawlowsk. Sie lud uns selbstverständlich ein wieder zu kommen, um dann alle Persönlichkeiten der Stadt kennen zu lernen. Offensichtlich war ihr die Verständigung zwischen den Völkern ein großes Anliegen und sie gestatte mir auch, ihren Ausweis hier zu zeigen. Was es alles gibt.

Der Kellner hatte mich dann auch irgendwie ins Herz geschlossen und verabschiedete sich persönlich von mir mit einem Foto.

Auch hier auf Kamschatka spielen die Banken selbstverständlich die gleiche Rolle wie überall. Die von den „westlichen Kollegen“, wie Putin sie noch immer nennt, allerdings mit einer anderen Bedeutung als wir sie kennen, sanktionierte Sperbank, hat auch hier ein schönes Anwesen. Wie kann man eine so schöne Bank sanktionieren. Unabhängig vom wirtschaftlichen Schaden, der für Europa angerichtet wird, kommt der ästhetische Schaden dazu. 😎

29.05.2022
Heute geht es auf die Weiterreise nach Jaroslawl. Ich bin sehr gespannt auf die Stadt. Allerdings ist die Reise eine echte Herausforderung. Der Flug dauert 9 h, startet hier um 16:00 Uhr und endet um 15:55 Uhr in Moskau. Man spürt Einstein. Zurück in die Zukunft. Dort sollte ein Mietwagen auf mich zur Weiterfahrt nach Jaroslawl warten. Dieser Tag hatte für mich somit 33 Stunden.
Das Übliche: Einchecken, Kontrollen und warten. Flughafenatmosphäre eben. Immer wieder erhebend, die Eindrücke aus einem startenden Flugzeug.








Ich habe den Verdacht, daß nirgendwo mehr Müll produziert wird als in der Luftfahrt. Aber 9 h Flug ohne etwas zu essen kann man durchhalten, muß man aber nicht. Aeroflot gibt sich große Mühe, alles läuft professionell und bestimmt. Es ist gut, wenn jeder weiß was er zu tun hat. Natürlich geht das in fast allen Flugzeugen dieser Welt freundlich und ruhig ab. Gibt es doch kein Ausweg und die Flugbesatzungen beginnen ihre Arbeit auch vor den Reisenden und auch danach sind sie sicher noch eine Weile beschäftigt, geht mir während des Fluges durch den Kopf.
Angekommen in Moskau sollte mich ein Mietwagen erwarten. Zack, und das erste mal hat es damit problemlos geklappt. Bereits in der Ankunft rief mich der Fahrer an und vereinbarte mit mir einen Treffpunkt. Natürlich unter Beachtung des Kostendrucks, etwas abseits vom Trubel. Große Empfehlung. Diese Firma versteht ihr Geschäft. Auf Nachfrage reiche ich gern die Rufnummer nach. Also auf gehts nach Jaroslawel. 4 h mit dem Auto noch angehängt, ist dann doch eine echte Herausforderung. Unterwegs noch die Ankunftszeit mit dem Hotel vereinbart, einen Anhalter mitgenommen, was man in Russland, nach Ansicht der Russen, nicht machen sollte, und sich mit den Straßenbaustellen beschäftigt, kam ich dann um 22:00 in Jaroslawel an. Das Hotel war eine angenehme Überraschung. Schnell noch auf Nahrungssuche in ein nahegelegenes Cafe und dann konnte ich den Tag mit einem Feierabendbier beenden. Dieser Tag war lang.




Das Hotel ist nach dem Fürst Uchtomski benannt. Russischer Hochadel, und so sieht das Hotel auch von innen aus.


