Ihr wisst es sicher, Reisen ist auch ein wenig anstrengend. Doch dafür kommt man immer wieder mit neuen Leuten in Berührung.
Um 3:30 bin ich aus Jaroslawl nach Moskau gefahren. Die Fahrt war unspektakulär bis Moskau. Da ich in der Vergangenheit oft russisches Radio hörte, wusste ich, daß es auf dem Stadtringen (1.-3.) in Moskau ständig zu Staus kommt. Jedenfalls war das so ein bisschen meine Sorge. Es sollte sich auch bestätigen. Für alle Kenner der Berliner Straßen, bitte die Straßenbreite getrost mit 2 multiplizieren und das Südkreuz ist doppelter Größe mit 4 Etagen und 7 Fahrspuren in eine Richtung – aber es funktioniert. Warum auch nicht. Weshalb schreibe ich das? Ich möchte zeigen, Russland kann das. Die Menschen dieses Landes können vieles schaffen und es lohnt sich auch mal über den sogenannten Tellerrand hinaus zu blicken. Den Nabel der Welt scheint es nicht zu geben. Das ist wohl eine wichtige Erkenntnis aus allen Reisen.
Das Registrieren im Flughafen verlief organisiert, warum auch nicht. Der Zollbeamte fragte mich sehr ruhig und freundlich, nach dem er interessiert feststellte, daß ich einen deutschen Pass besitze, was ich denn in Russland gemacht habe. Ich erklärte ihm mein Anliegen und meine Reiseziele. Wir kamen ins Quatschen und er erklärte mit, daß er in all diesen Städten noch nicht war. Auch das es gewärtig selten geworden ist, deutsche Touristen hier zu sehen. Unglaublich, wir beide hatten etwas Zeit und ich hatte das Gefühl, daß unser Gespräch ihm, einen jungen Offizier im Range eines Hauptmanns, ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Ich bin über solche Begegnungen sehr sehr froh.
Auf Nach Istanbul.


Aus der Luft kann man erkennen, daß Istanbul sehr dicht bebaut sein muß. In Istanbul angekommen, erlebe ich die gleiche Schlacht der Taxifahrer um die Kunden wie in Russland. Es gibt hier ordentliche Strukturen der Kundenvermittlung. Der Hoteltransfer wird an ein solches Dienstleistungsnetz übertragen und diese wählen das Taxiunternehmen aus. Booking.com ist auf diese Weise in Konkurrenz mit den auf der Plattform vermittelten Hotels. Die Leistungen der Hotels sind oftmals im Preis eingeschlossen oder aber um einiges preiswerter. Also ist die Empfehlung, gut die Hotelleistungen prüfen und dann entscheiden.
Ich habe mir ein Hotel in der Nähe des Flughafens genommen. Alle sind sehr freundlich und zuvorkommend. Schon im Flugzeug ist mir die seltsame Verpackung von Trinkwasser aufgefallen.

Überhaupt wird hier viel Trinkwasser in den Läden verkauft. Es schmeckt gut. Ich habe mir daraus meinen Morgentee und auch den löslichen Kaffee bereitet. Einfach köstlich. Aber diese Verpackung muß doch zu ungeahnten Müllbergen führen?
Wenn man infolge des Flugplans einen Tag Aufenthalt in einer Stadt hat, dann nutzt man natürlich diese Zeit für einen Bummel durch die Gemeinde. Gesprochen wird im Hotel Türkisch, ein bisschen English oder Russisch. Ich komme durch. In den Straßen hilft nur der переводчик.





Es wird hier überall gebaut. Das Material muss auf der Straße gelagert werden. Beachtlich sind auch hier die Bordsteinkanten. Die Gehwege ähneln eher einem Podest. Niemand läuft darauf, daher bieten sie der Flora ungeahnte Freiheiten. Man geht hier auf der Straße. Der Großraum von Istanbul ist offensichtlich sehr bewegt, auch am Abend. Auffällig ist, es git kein Alkohol in den Läden. Jedenfalls habe ich keinen gesehen. Die Antwort in der herrschenden Religion liegt zwar auf der Hand, jedoch gibt es doch sicher Ausnahmen. Ich freue mich diesbezüglich auf Eure Erfahrungen.
Abendessen in einer türkischen Grillbar.

Der in Deutschland bekannte große Spieß liegt dabei vor dem offenen Feuer. Die Spieße werden dann eingebracht, daß Fleisch wird abgeschnitten und dann gegrillt. Es schmeckt sehr gut. Hat aber mit unserem Dönerfleisch nichts zu tun. Es ähnelt mehr dem Schaschlik.

Nachdem der Wirt nun feststellt, daß ich aus Deutschland komme, fragt er unumwunden, was ich den vom Treiben der USA halte. Wir kamen ins Gespräch.
Ich fragte, ob viele seiner Landsleute seiner Meinung seien. Er antwortete, daß es den Einen oder Anderen gäbe, die anders denken. Das ist wohl auch gut so. Alles andere würde mir doch Sorgen bereiten. Er brachte klar zu Ausdruck, daß es für die Türken absolut unverständlich sei, was die deutsche Regierung so erklärt. Es ist hier nicht zu verstehen, daß die Sanktionen vor allem Europa schädigen, obwohl die USA der Initiator der Situation in der Ukraine seien. Unmissverständlich machte er seine persönliche Haltung zur US-Regierung deutlich, in dem der mit dem Daumen eine Line am Hals von links nach rechts zeichnete. Er erntete auch noch Beifall vom anwesendem Publikum. Wir unterhielten uns natürlich auch über Russland und daß er gern selbst mal nach Russland reisen möchte. Aber bisher hatte er noch nicht die Möglichkeiten dazu. Ich habe Verständnis. Nachdem er mir den Preis für mein Essen sagte rundete ich großzügig auf. Aber das spannende war noch, daß keine meiner Karten an seinem Lesegerät funktionierten. Vertrauensvoll – wie zu einem Nachbarn – schickte er mich zum nächsten Geldautomaten. Nach dem Einlegen meiner Karte sprang die Sprache sofort auf deutsch um. Nun war ich verwirrt. In D muß ich noch die Sprache auswählen, obwohl doch davon auszugehen ist, daß der Karteninhaber der Sprache der ausstellenden Bank mächtig ist. Kurz und gut, nun mit türkischen Lira ausgestattet kehrte ich zurück. Ich muß feststellen, daß die türkischen Zeitgenossen nicht weniger Gastfreundlich sind als die russischen. Ich weiß, unter Euch sind viele Freunde des türkischen Urlaubs, aber Ihr habt mir nie erzählt wie die Menschen so ticken.

Das Frühstück im Hotel ist etwas gewöhnungsbedürftig. In Ermangelung eines Gastraumes wird das komplett verpackte Frühstückpaket in Zimmer geliefert, was natürlich Unmengen an Müll produziert. In der Preiskategorie muß man das wohl ertragen. Wobei ich schon auf die morgendlichen Begegnungen mit Unbekannten Hotelgästen Wert lege. Die unterschiedlichen Verhaltensweisen am Buffet und die Esskultur machen immer wieder Freude. Das Taxi kam nicht pünktlich wie die Mauerer sonder wie ein preußischer Soldat, also 10 min vor der Zeit. Keine Nachfrage, kein Betteln, einfach so. Könnt Ihr Euch das in Bernau bei Berlin vorstellen?
Die Abfertigung am Flughafen selbst bezeichne ich als erstklassig. Es ist voll und der Flughafen ist sehr groß. Einige wissen das. Alles läuft ruhig, organisiert mit freundlichen Helfern, die unaufgefordert Hinweise geben. Leute, man fühlt sich willkommen. So als Deutscher ist man ja leidensfähig, aber hier muß ich von 5 Sternen ganze 5 vergeben. Wenn man bei der Sicherheitskontrolle mal was vergisst oder nicht so macht wie der Ablauf es erfordert, dann wird man mit höflicher Distanz angesprochen und auf die Ordnung hingewiesen. Mir fällt Goethe ein: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.“ Warum nur?
Jetzt sitze ich im Abflugterminal und warte auf den Start. Ein Salat soll mir helfen den Flug nach Berlin ohne Hungerast zu überstehen. Der BRWEWMARK Pub hilft mir dabei (es gibt hier 0,7 l Bier 😉).

In der BRD gibt es nicht wenige „… – Beauftragte “ (kenne leider nicht den regierungsamtlichen Titel), sogar einen „Antisemitismusbeauftragten“ (aus dem Wort geht nicht hervor: für oder gegen).
Schön wäre die Einführung der Funktion eines „Beauftragten für deutsch-russische Freundschaft “ – der hätte viel zu tun; nicht nur weil Rußland so groß ist, oder doch: eben g r o ß.